Mittwoch, 8. Februar 2012

Lesen mit Hindernissen


So habe ich früher gelesen. Na ja, oder so ähnlich. 

Jetzt... nun, ich lese immer noch, aber ich muss um jede Seite, ja um jede Zeile kämpfen. 
Ich lese zum Beispiel beim Breikochen für Katarina, das Buch in einer Hand, den Kochlöffel in der anderen. 

Oder auf der Toilette - da liegt immer mindestens ein Buch, seit wir ein Kind haben. Manchmal lege ich da aus Versehen ein zu spannendes Buch hin und dann klopft jemand verzweifelt an die Tür und fragt mit zitternder Stimme: "Alles okay?" :)

Ehrlich gesagt, ich finde nicht, dass es jetzt schlimmer ist, als früher. Mit dem Lesen, meine ich. Es ist einfach so, dass ich die Zeit mehr schätze, weil sie eben so knapp ist. Andererseits besteht immer die Gefahr, dass ich mich in der kurzen Zeit, die mir zum Lesen bleibt, die Konzentration fehlt, um halbwegs behalten zu können, was ich gelesen habe. Die Frage ist dann, wie schaffe ich das, komplett abzuschalten von allem, was mich vom Lesen ablenken könnte und einfach nur zu LESEN... 

Am Schwierigsten ist nach wie vor, ein besonders gutes Buch zu erwischen - eins von der Sorte, die einen am Kragen packen und nicht loslassen, und dann sich zusammezureißen, wenn man beim Lesen unterbrochen wird wegen etwas Wichtigem: "Schatz, wo sind die Windeln/Lätzchen/Babybreitopf oder sonstiges...?"

Aber da übe ich noch. 

Montag, 25. Juli 2011

WIE oder WAS, that's the question...



Was ist bei einem Buch wichtiger, der Inhalt oder die Umsetzung? Meine Logik sträubt sich dagegen, aber für mich ist es zu 90% die Umsetzung! Die Sprache, die Struktur spielen eine wichtigere Rolle für mich, als die Story selbst. Ich habe auf jeden Fall viel öfter Bücher gelesen, deren Themen ich nie aus einer Liste gewählt hätte als diejenigen, die mich eventuell interessieren würden - aber dann bekam ich ein Buch in die Finger, das so meisterhaft geschrieben war, dass ich beim Lesen vergaß zu atmen und Pausen einzulegen!

Ich glaube, je erwachsener man wird, desto vernünftiger wird man bei der Auswahl seiner Lektüre. Als Kind oder Jugendlicher (und hier meine ich natürlich nur diejenigen, die überhaupt lesen) wählt man die Bücher viel öfter spontan aus. Einmal ist es das Cover, das einen anspricht, ein andermal ist es der erste Satz, den man zufällig liest, und sich seltsamerweise angesprochen fühlt. Also öfters völlig irrationale Entscheidungen. Und später bildet man sich dann "Meinungen" zu allem und betrachtet den eigenen literarischen Geschmack als fertig ausgebildet und endgültig. Man sollte dagegen kämpfen, finde i ch. Jedes Mal, wenn man es schafft, völlig vourteilsfrei ein Buch zu wählen und ihm eine Chance zu geben, befreit man sich einen Schritt weit von den üblichen Grenzen und Rahmen, die man sich selbst gestellt hat, oder etwa nicht?..

Aber zurück zum Was bzw. Wie - ich kann mir gut vorstellen, dass ich ein Buch lese, obwohl mich das Thema auf den ersten Blick nicht wirklich anspricht. Wenn die Sprache stimmt, dann lasse ich mich gerne in ein wildfremdes Gebiet reinziehen! Aber wenn ein Buch, von dessen Thema ich mir viel versprach, schlecht geschrieben ist, dann hat es bei mir keine Chance. Leider zählt es auch für schlechte Übersetzungen, obwohl da der Autor keine Schuld trägt. Das könnte man vielleicht mit einer Sängerstimme vergleichen - ich höre gerne jemanden, dessen Stimmlage für meine Ohren angenehm klingt. Was er oder sie singt, ist zweitrangig. Aber wenn einer die schönsten Lieder mit einer quäkenden Stimme vorträgt, dann geht gar nichts...

Dazu muss ich nur noch ergänzen, dass es natürlich auch darauf ankommt, um welchen Bereich es sich bei der Lektüre handelt. Wenn ich ein wissenschaftliches Buch lese, muss natürlich auch der Inhalt stimmen! Es soll nicht so klingen, als sei mit der Inhalt egal. Aber die Form ist auf jeden Fall bei meiner Auswahl der schöngeistigen Lektüre ausschlaggebend, so ist das nun mal, ich habe gebeichtet! :-)

Dienstag, 19. Juli 2011

Sich selbst überraschen

In meinen fast 28 Jahren habe ich zweimal eine Autorenlesung besucht. Einmal die von Hans Magnus Enzensberger in der Stadtbücherei Nürnberg und einmal die von Sabine Fink im Alten Schloss in Neustadt an der Aisch. Wer Enzensberger ist, wissen hoffentlich alle :) Sabine Fink ist meine fast-Nachbarin, sie wohnt ein paar Häuser weiter im winzigen Kaff *** 12 km von Neustadt an der Aisch. Sabine hat einen Franken-Krimi geschrieben. Und heute war eben die "Premiere"-Lesung, die ich aufsuchte.

Das sonderbare an der ganzen Sache ist: Ich lese keine Krimis. Überhaupt keine. Schon gar nicht Franken-Krimis. Das liegt vorwiegend daran, dass ich spannende Bücher in der Regel nicht spannend finde. Mich interessiert es NULL, wer der Mörder ist. Ich mag zwar Sherlock Holmes, zum Beispiel, aber an Conan Doyles Geschichten reizt mich vor allem das Ambiente und die Details. Ich mag auch "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", es gehört sogar zu meinen Lieblingsbüchern! Obwohl es ein Krimi ist. Aber auch hier gilt das gleiche: Mich interessiert der Plot am wenigsten. Alles mögliche, Sprache, Figuren, Struktur, Details, Landeskunde, Geschichtliches... Aber nicht der Krimi selbst.

Und nun das Faszinierende: Was braucht es, um mich in eine Krimi-Lesung zu treiben? Die Person, die Autorin. Dadurch, dass ich sie kennengelernt habe, dadurch, dass ich einiges über sie und die Entstehungsgeschichte ihres Buches weiß, finde ich auch das Buch interessanter! Jetzt liegt es sogar vor mir auf dem Tisch und das Lesezeichen ist bei Kapitel 2! Unglaublich...

Ich finde, man sollte sich selbst immer wieder überraschen. Sonst wird das Leben langweilig... :-)


Bildquelle: Gmeiner Verlag

Freitag, 25. März 2011

Nischen-Nutzung in der Bücherwelt

Heute habe ich durch Zufall einen witzigen Beweis dessen aufgestöbert, dass es nach wie vor Autoren gibt, die Nischen extrem flink nutzen :-)
Als ich dieses Buch im Thalia-Regal sah, schmunzelte ich. Die Twilight-Reihe habe ich selbstverständlich gelesen und in gewisser Hinsicht gehöre ich wahrscheinlich sogar zu den Twilight-Fans (nicht des Literarischen wegen, denn daran ist die Reihe nicht gerade reich, aber das können wir mal ein Andermal diskutieren). Was ich auf jeden Fall interessant und vielleicht sogar forschungswürdig finde, ist das Phänomen der "Nischennutzung" in der Welt der Bücherwelt. Damit meine ich die Tatsache, dass besonders erfolgreiche Bücher (Twilight, Harry Potter...) unvermeidbar "Wellen" von Nachahmungen auslösen. Guten und schlechten Nachahmungen. Vorwiegend schlechten.
Es wäre tatsächlich ein interessantes Forschungsthema, mal zu untersuchen, wieviele Nachahmungen von, beispielsweise, Harry Potter es gibt. Allein schon die ganz unverschämte russische Variante über Tanja Grotter ist eine Untersuchung wert. Man könnte sogar im Zuge dieser "Forschungsarbeit" so eine Art "Koeffizient" ermitteln, das man beachten muss, wenn man eine erfolgreiche Nachahmung schreiben will.

Ein gutes Beispiel ist, IMHO, dieses Buch: Die Zielgruppe dürfte ungefähr die gleiche sein wie bei der Twilight-Reihe, 12-17 (oder 10 bis 99, wie man's nimmt). Der Autor schmunzelt offen über die Twilight-Charaktere, vergisst aber an keiner Stelle, dass es der Stoff ist, der sein Buch "nährt", es gibt zahllose Anspielungen auf die "Biss"-Bücher. Ansonsten berücksichtigt der Autor die Bedürfnisse und Interessen von Teenagern, die Twilight lieben: Datingtipps vom Feinsten gibt er, auch wenn man die Vampirthematik weglassen würde. Der Inhalt des Buches ist erstaunlicherweise anspruchsvoller, als man auf den ersten Blick zu erkennen glaubt. Wer mit Ironie umgehen kann, wird aus diesem amüsanten Werk einiges mehr herauslesen können, als explizit drinsteht.
Auf jeden Fall witzig und lesenswert, auch wenn wahrscheinlich bloß einmal... :-)

Montag, 10. Januar 2011

Na endlich, mein erster Post in 2011!!!


Die blödeste Erfindung ever, IMHO: AnyBook, der audio-digitale Vorlesestift von Franklin. Da heißt es, dieses wundertolle Gerät würde das Vorlesen in der Familie vereinfachen, man nimmt einfach den Text auf und das Kind kann es nach Belieben abspielen, wenn es das Buch anschaut, wenn die Eltern keine Zeit haben. Wie krank ist das denn, bitte? Nun, ich bin ja durchaus nicht gegen jegliche Gadgets, im Gegenteil! Aber ich bin fest davon überzeugt, dass, wenn Eltern nicht mal ein bisschen Zeit fürs Vorlesen aufopfern können, dann kann ihnen auch kein AnyBook-Vorlesestift helfen, tut mir leid. Man stelle sich die armen Kinder vor, die da ganz allein im Kinderzimmer sich selber Bücher mit Papas Stimme vorlesen, ha! No way, so etwas geht gar nicht, sorry!

Donnerstag, 23. Dezember 2010

"bücher"


Mein Liebslingsmagazin bücher ist pleite gegangen dieses Jahr. Dann wurde es aufgekauft und erschien jetzt Anfang Dezember wieder, verdächtig genauso aussehend, wie früher. Inhaltlich bin ich noch nicht sicher, ob es dieselbe Zeitschrift ist, die ich so gerne las. Früher markierte ich mir in jeder Ausgabe mindestens ein Dutzend Bücher, die ich bestellen wollte. In der neuen Ausgabe habe ich eher lustlos rumgeblättert und jetzt liegt sie da und guckt mich vorwurfsvoll an. Ich gebe ihnen noch eine Chance - mag ja sein, dass es einfach nur am Titelthema liegt, Krimi - ich mag nämlich keine Krimis (die einzige Ausnahme ist wohl Peter Hoeg). Mal sehen, die neue Ausgabe erscheint Anfang März.

Und ich dachte, ich bin nicht konservativ! Stellt sich heraus: Doch, und wie! Wenn es um meine Lieblingslektüre geht :)

Martin Suter, Aktuelles, lettische Politik

Gibt es tatsächlich Menschen, die es schaffen, ständig auf dem Laufenden zu bleiben, was die Nachrichten angeht? Ich versuche es immer wieder und jedes Mal scheitere ich kläglich. Ich blättere im Economist recht regelmäßig, aber konsequent bestimmte Ereignisse zu verfolgen und mir Namen von Politikern und Geschäftsleuten zu merken, die man angeblich kennen müsste - das klappt gar nicht.

Vielleicht gibt es da einen Trick, den ich nicht kenne?..

Das kam mir neulich in den Sinn bei der Lektüre von Martin Suters "Der Koch", einem wunderbaren erotisch-kulinarischen Buch (Suter ist neben John Irving meine Entdeckung des Jahres 2010!). Da lebt der Protagonist, ein Tamile, in der Schweiz und verfolgt die Ereignisse in seiner Heimat aus Zeitungen und Internet.

Ich habe zum Beispiel keine Ahnung davon, was in Lettland politisch, ökonomisch und gesellschaftlich so vor sich geht. Vielleicht sollte es mir peinlich sein, aber ich erinnere mich noch an die Zeiten, als ich mich mehr für lettische Politik interessierte und fand sie einfach nur lächerlich. Das wirkte nicht gerade motivationsfördernd.