Montag, 25. Juli 2011

WIE oder WAS, that's the question...



Was ist bei einem Buch wichtiger, der Inhalt oder die Umsetzung? Meine Logik sträubt sich dagegen, aber für mich ist es zu 90% die Umsetzung! Die Sprache, die Struktur spielen eine wichtigere Rolle für mich, als die Story selbst. Ich habe auf jeden Fall viel öfter Bücher gelesen, deren Themen ich nie aus einer Liste gewählt hätte als diejenigen, die mich eventuell interessieren würden - aber dann bekam ich ein Buch in die Finger, das so meisterhaft geschrieben war, dass ich beim Lesen vergaß zu atmen und Pausen einzulegen!

Ich glaube, je erwachsener man wird, desto vernünftiger wird man bei der Auswahl seiner Lektüre. Als Kind oder Jugendlicher (und hier meine ich natürlich nur diejenigen, die überhaupt lesen) wählt man die Bücher viel öfter spontan aus. Einmal ist es das Cover, das einen anspricht, ein andermal ist es der erste Satz, den man zufällig liest, und sich seltsamerweise angesprochen fühlt. Also öfters völlig irrationale Entscheidungen. Und später bildet man sich dann "Meinungen" zu allem und betrachtet den eigenen literarischen Geschmack als fertig ausgebildet und endgültig. Man sollte dagegen kämpfen, finde i ch. Jedes Mal, wenn man es schafft, völlig vourteilsfrei ein Buch zu wählen und ihm eine Chance zu geben, befreit man sich einen Schritt weit von den üblichen Grenzen und Rahmen, die man sich selbst gestellt hat, oder etwa nicht?..

Aber zurück zum Was bzw. Wie - ich kann mir gut vorstellen, dass ich ein Buch lese, obwohl mich das Thema auf den ersten Blick nicht wirklich anspricht. Wenn die Sprache stimmt, dann lasse ich mich gerne in ein wildfremdes Gebiet reinziehen! Aber wenn ein Buch, von dessen Thema ich mir viel versprach, schlecht geschrieben ist, dann hat es bei mir keine Chance. Leider zählt es auch für schlechte Übersetzungen, obwohl da der Autor keine Schuld trägt. Das könnte man vielleicht mit einer Sängerstimme vergleichen - ich höre gerne jemanden, dessen Stimmlage für meine Ohren angenehm klingt. Was er oder sie singt, ist zweitrangig. Aber wenn einer die schönsten Lieder mit einer quäkenden Stimme vorträgt, dann geht gar nichts...

Dazu muss ich nur noch ergänzen, dass es natürlich auch darauf ankommt, um welchen Bereich es sich bei der Lektüre handelt. Wenn ich ein wissenschaftliches Buch lese, muss natürlich auch der Inhalt stimmen! Es soll nicht so klingen, als sei mit der Inhalt egal. Aber die Form ist auf jeden Fall bei meiner Auswahl der schöngeistigen Lektüre ausschlaggebend, so ist das nun mal, ich habe gebeichtet! :-)

Dienstag, 19. Juli 2011

Sich selbst überraschen

In meinen fast 28 Jahren habe ich zweimal eine Autorenlesung besucht. Einmal die von Hans Magnus Enzensberger in der Stadtbücherei Nürnberg und einmal die von Sabine Fink im Alten Schloss in Neustadt an der Aisch. Wer Enzensberger ist, wissen hoffentlich alle :) Sabine Fink ist meine fast-Nachbarin, sie wohnt ein paar Häuser weiter im winzigen Kaff *** 12 km von Neustadt an der Aisch. Sabine hat einen Franken-Krimi geschrieben. Und heute war eben die "Premiere"-Lesung, die ich aufsuchte.

Das sonderbare an der ganzen Sache ist: Ich lese keine Krimis. Überhaupt keine. Schon gar nicht Franken-Krimis. Das liegt vorwiegend daran, dass ich spannende Bücher in der Regel nicht spannend finde. Mich interessiert es NULL, wer der Mörder ist. Ich mag zwar Sherlock Holmes, zum Beispiel, aber an Conan Doyles Geschichten reizt mich vor allem das Ambiente und die Details. Ich mag auch "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", es gehört sogar zu meinen Lieblingsbüchern! Obwohl es ein Krimi ist. Aber auch hier gilt das gleiche: Mich interessiert der Plot am wenigsten. Alles mögliche, Sprache, Figuren, Struktur, Details, Landeskunde, Geschichtliches... Aber nicht der Krimi selbst.

Und nun das Faszinierende: Was braucht es, um mich in eine Krimi-Lesung zu treiben? Die Person, die Autorin. Dadurch, dass ich sie kennengelernt habe, dadurch, dass ich einiges über sie und die Entstehungsgeschichte ihres Buches weiß, finde ich auch das Buch interessanter! Jetzt liegt es sogar vor mir auf dem Tisch und das Lesezeichen ist bei Kapitel 2! Unglaublich...

Ich finde, man sollte sich selbst immer wieder überraschen. Sonst wird das Leben langweilig... :-)


Bildquelle: Gmeiner Verlag